Zitat von 772er
Nach den Ausführungen von "Funkenkutsche" scheinen zu DDR-Zeiten die "Planer, oder die die sich dafür hielten" (eigentlich schon beleidigend) vor Langeweile nicht gewusst zu haben was sie tun sollten. Da dieses "Dokument" jedoch nicht nur auf einer Serviette (wie damals der Doppelstockschienenbus bei Herrn Dürr) vorhanden ist und - um es zu vervielfältigen auf Pergamentbogen als Tuschezeichnung mit Namenszug - erstellt wurde kann man davon ausgehen, dass diese Planungszeichnung irgendwer in Auftrag gegeben hat. Wie außerdem bemerkt wurde ist 1964 dem Bus der Vorzug gegeben worden - diese Zeichnung ist von 1963 !!
Inwieweit dies weiter verfolgt wurde steht auf einem anderen Blatt geschrieben, jedoch werden einige Stunden Arbeit dafür verwendet worden sein.
MfG
772er
Da ich einige Jahre auf dem Gebiet der Planung und Bauüberwachung gearbeitet habe (leider nicht im Fachgebiet Verkehrsplanung), glaube ich die Verhältnisse einigermaßen einschätzen zu können. Mit der heutigen, 1990 aus den alten Bundesländern übernommenen Denk- und Arbeitsweise kommen wir da nicht viel weiter.
Es wurde in der DDR sehr wohl viel für Archive aller Art geplant, ganz gründlich mit Ausziehtusche auf Transparentpapier und mit offizieller Zeichnungsnummer (die ich übrigens auf der VBH-Zeichnung vermisse, nur Monat und Jahr (11.63) und Kurzzeichen des Bearbeiters/der Bearbeiterin). Ganz einfach, weil Geld und Ressourcen knapp waren, wurde vieles nicht verwirklicht. Das war häufig sehr frustrierend, wenn ausführungsreife Projekte mangels "Investitionsmitteln" archiviert werden mussten. Schließlich hatte eine ganze Reihe von Mitarbeitern viel Arbeitszeit investiert.
Nun zu Halle-Neustadt: Es gab keinen Auftrag, einen Straßenbahnanschluss mit zu planen, von Anfang an wurde der Bus bevorzugt. Der breite Mittelstreifen der Magistrale entstand aus Eigeninitiative der Planer selbst, damit ein mögliches Umdenken doch zugunsten der Straßenbahn keinen riesigen Umplanungsaufwand mit sich gebracht hätte. Wir sollten diesen Leuten dankbar sein, dass sie so weitsichtig mitgedacht haben. Die Grundsteinlegung fand bekanntlich 1964 statt, ergo basiert die Zeichnung von 1963 rein auf papiernen Lageplänen zukünftiger Wohngebiete.
Wir sollten uns davor hüten, in eine Zeichnung (die eigentlich nur eine Skizze ist, da sie keine Zeichnungsnummer trägt) aus der Zeit vor dem Baubeginn Dinge hineinzuinterpretieren, die noch gar nicht relevant waren.
Übrigens: Pergamentpapier wurde zu keiner Zeit für Zeichnungen verwendet, das Zeug heißt "Transparentpapier", ist heute noch erhältlich und wird nicht wie Pergament aus Tierhäuten hergestellt.