Sonntagsangebote

#1 von FTB , 22.08.2011 11:27

Ich habe mich mal durch die Fahrplanangebote mehrerer ostduetscher Straßenbahnbetriebe geklickert. Dabei fiel mir auf, dass es in vielen Städten einen signifikanten Unterschied zwischen dem Anegbot an Sonnabenden und dem sonntags gibt. Ich möchte jetzt nicht das Extremstbeispiel Brandenburg/Havel anführen, wo sonntags nur noch zwei Linien fahren. Davon die eine alle halbe Stunde, die andere sogar nur stündlich!
Aber auch in Halle ist die Nachfrage zwischen Sonnabend und Sonntag deutlich unterschiedlich. Was sicher auch mit den Öffnungszeiten der Einkaufsgelegenheiten zu tun hat. Wo der 20er-Takt sonnabends sogar manchmal etwas eng ist, würde auf einigen Linien (außer bei Veranstaltungen) sonntags auch ein Halbstundentakt ausreichen.
Analog gilt das natürlich auch für stärker nachgefragte Buslinien (BL 34/36 als Beispiel).
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RE: Sonntagsangebote

#2 von Bau , 22.08.2011 11:56

Ein Halbstundentakt wäre der beste Weg, Fahrgäste zu vergraulen. Schon der 20-Minuten-Takt stellt kein gutes Angebot dar, insbesondere da auf manchen Strecken unter der Woche ein 7,5-Minuten-Takt gilt (Rennbahnkreuz - Kröllwitz, Rannischer Platz - Südstadt über Böllberger Weg).

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#3 von FTB , 22.08.2011 16:51

Meine Gedanken gingen eher dahin, sonnabends einen Viertelstundentakt anzubieten. Nur ohne SL 4, 6 und 11. Ein möglicher Halbstundentakt am Sonntag sollte dann ggf. mit Einsatzwagen an schönen Sommertagen (Heide!) oder bei Großveranstaltungen flankiert werden.
Halbstundentakt sonntags ist in großen Teilen Ostdeutschlands bereits Realität. Da brauchen wir gar nicht so weit weg zu schauen. Da bietet schon Dessau (Mo-Sa alle 15 Min., So alle 30 Min.) ein derartiges Beispiel. Andere Möglichkeit wäre der Einsatz von MGT-Trakten.
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#4 von funkenkutsche , 22.08.2011 19:19

Zitat von Bau
Schon der 20-Minuten-Takt stellt kein gutes Angebot dar, insbesondere da auf manchen Strecken unter der Woche ein 7,5-Minuten-Takt gilt (Rennbahnkreuz - Kröllwitz, Rannischer Platz - Südstadt über Böllberger Weg).


Nach aktueller Planung wird es ab 2013 Mo-Fr keinen 7 1/2-Minuten-Takt mehr im Böllberger Weg geben. Bei den Sparvorgaben, die 2013 bis 2015 umgesetzt werden sollen, können wir froh sein, wenn es bei den bisherigen Grundtakten (Mo-Fr 15 Min., Sa-So 20 Min.) bleibt.

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#5 von Saalekreiser , 22.08.2011 21:01

Zitat von funkenkutsche
Nach aktueller Planung wird es ab 2013 Mo-Fr keinen 7 1/2-Minuten-Takt mehr im Böllberger Weg geben. Bei den Sparvorgaben, die 2013 bis 2015 umgesetzt werden sollen, können wir froh sein, wenn es bei den bisherigen Grundtakten (Mo-Fr 15 Min., Sa-So 20 Min.) bleibt.



Erstmal schauen, ob die HAVAG überhaupt zu diesem Zeitpunkt das Straßenbahnnetz in Halle betreibt. Immerhin steht da noch eine Ausschreibung aus. Da sollte man nichts voraus setzen.

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#6 von Bau , 22.08.2011 22:31

Zitat von funkenkutsche

Nach aktueller Planung wird es ab 2013 Mo-Fr keinen 7 1/2-Minuten-Takt mehr im Böllberger Weg geben. Bei den Sparvorgaben, die 2013 bis 2015 umgesetzt werden sollen, können wir froh sein, wenn es bei den bisherigen Grundtakten (Mo-Fr 15 Min., Sa-So 20 Min.) bleibt.



Dann darf man sich aber nicht wundern, wenn immer mehr Fahrgäste auf Auto oder Fahrrad umsteigen - wodurch die Züge noch leerer werden, das Angebot noch schlechter und die Fahrgäste noch weniger...

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#7 von Sven Götze , 24.08.2011 08:03

Zitat von Bau
Dann darf man sich aber nicht wundern, wenn immer mehr Fahrgäste auf Auto oder Fahrrad umsteigen - wodurch die Züge noch leerer werden, das Angebot noch schlechter und die Fahrgäste noch weniger...


Sicher, da hast du Recht. Aber dann versuch das mal, Stadt und Land zu erklären, die in erster Linie die Geldgeber sind. Die Einsparungen haben auch das Ziel, dass der Gewinn der Stadtwerke die Kosten der HAVAG auffängt. Die Stadt zieht sich ergo als geldgebende Gesellschafterin zurück.

Die 90er Jahre sind vorbei, in denen Geld keine Rolle spielte

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RE: Sonntagsangebote

#8 von Bau , 24.08.2011 14:54

Zitat von Sven Götze

Zitat von Bau
Dann darf man sich aber nicht wundern, wenn immer mehr Fahrgäste auf Auto oder Fahrrad umsteigen - wodurch die Züge noch leerer werden, das Angebot noch schlechter und die Fahrgäste noch weniger...


Sicher, da hast du Recht. Aber dann versuch das mal, Stadt und Land zu erklären, die in erster Linie die Geldgeber sind. Die Einsparungen haben auch das Ziel, dass der Gewinn der Stadtwerke die Kosten der HAVAG auffängt. Die Stadt zieht sich ergo als geldgebende Gesellschafterin zurück.




Das Problem ist, dass man dadurch in einen Abwärtsstrudel gerät, denn ein schlechteres Angebot führt auch zu weniger Fahrkarteneinnahmen, die entweder wiederum höhere Zuschüsse oder weitere Angebotseinschränkungen erfordern.

Außerdem darf man nicht vergessen, dass als erstes die zahlungskräftigen Fahrgäste verloren gehen. Schüler und Rentner werden immer HAVAG fahren, selbst wenn alle Straßenbahnlinien nur noch im 120-Minuten-Takt verkehren, denn sie sind auf den ÖPNV angewiesen. Ein schlechteres Angebot verschreckt daher nur die Fahrgäste, die eine Wahl haben - und das sind zum Großteil Berufstätige, die aufs Auto umsteigen können (Vollzahler) und Studenten, die aufs Fahrrad umsteigen können (zwar keine Vollzahler, aber ein Student mit Semesterticket PLUS bedeutet immer noch mehr Einnahmen als ein Schüler oder ein Rentner, der zwei Mal im Monat fährt).

Schön kann man das in Braunschweig, das ähnlich groß ist wie Halle, aber ein wesentlich schlechteres Angebot hat, sehen - 40% weniger Fahrgäste, 25% weniger Zuschüsse.

Berücksichtigt man dann noch die höheren Straßenerhaltungskosten, die Umweltschäden und die notwendigen Straßenausbauten durch mehr Autoverkehr, während die zusätzlichen Einnahmen sich in Grenzen halten (Kennzeichen SK), würde es mich nicht wundern, wenn Halle durch ein besseres Angebot sogar Geld sparen würde.

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RE: Sonntagsangebote

#9 von Sven Götze , 25.08.2011 08:12

Die Frage ist nur, wer die Mittel hat, diese zu investieren? In der Theorie hast du recht, die Rahmenbedingungen in Halle sind leider andere. Man muss sich mit den Hintergründen auseinandersetzen, um vielleicht das eine oder andere zu verstehen.

Man kann nie zwei Verkehrsunternehmen miteinander vergleichen, da die Bedingungen und Interessen immer abweichen.

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RE: Sonntagsangebote

#10 von funkenkutsche , 26.08.2011 13:44

In einem Unternehmen, welches zu 100 % dem Staat (Sammelbezeichnung für Bund, Bundesländer, Kommunen) gehört, hat häufig die Politik das Primat gegenüber dem unternehmerischen Denken.

Für Halle und die Stadtwerke/HAVAG bedeutet das, dass der Stadtrat und die Stadtverwaltung als Eigentümer bestimmen, wie viel ÖPNV in Halle stattfindet oder eben auch nicht. Wir werden uns wohl oder übel daran gewöhnen müssen, dass die finanzielle Lage der Stadt Halle dazu führt, dass die verfügbaren Gelder das Fahrplanangebot bestimmen werden. Darüber wird niemand begeistert sein, aber die Situation ist nun mal so wie sie ist.

Im übrigen wurden die Sparpläne 2013-2015 anlässlich der Fusion der HAVAG mit den Stadtwerken in den Medien (Mitteldeutsche Zeitung) bereits veröffentlicht, es handelt sich also keinesfalls um "Geheimpläne" oder Unternehmensinterna. Verwunderlich war nur, dass über diese Pläne nicht breit diskutiert wurde

Als Begründung musste der Rückgang der Einwohnerzahl herhalten. Was aber nun, wenn es durch die geplanten Angebotsreduzierungen zu bestimmten Uhrzeiten auf bestimmten Relationen zu Überbesetzungen kommen sollte?

Für 15 (Alu-)Pfennig konnte man vor 1990 im BV nicht mehr erwarten, für 1,80 € heute wären überfüllte Straßenbahnen und Busse allerdings mehr als eine Zumutung

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RE: Sonntagsangebote

#11 von Bau , 03.09.2011 01:19

Weil ich soeben darauf gestoßen bin:

Personennahverkehr in Hasselt

Warum sollte es nicht auch in Halle (und im Saalekreis, wenn man sich endlich dazu bequemt, eine koordinierte Verkehrsinfrastruktur zu schaffen) funktionieren?

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RE: Sonntagsangebote

#12 von Student , 03.09.2011 09:17

Also ganz kostenlos würde bei uns nie funktionieren, dafür ist der Betrieb zu teuer. Aber mit einem besseren Management und vorallem mehr Zuschüssen von der Stadt könnte der ÖPNV bei uns günstiger und besser gestaltet werden. Dann gäbe es vll auch so einen Quatsch wie die Umweltzone nicht. Aber unsere Daggi ist doch eh ein Auto Fan (ob nun mit oder ohne Blauchlicht ) und kann mit der Havag eh nichts anfangen. Vll wird es ja nach der Wahl anderst.

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#13 von Sven Götze , 05.09.2011 08:18

Zitat von Student
Also ganz kostenlos würde bei uns nie funktionieren, dafür ist der Betrieb zu teuer. Aber mit einem besseren Management und vorallem mehr Zuschüssen von der Stadt könnte der ÖPNV bei uns günstiger und besser gestaltet werden. Dann gäbe es vll auch so einen Quatsch wie die Umweltzone nicht.


Wenn man sich mit den Projekten befasst erkennt man, dass es sich trotzdem immernoch um Kleinbetriebe handelt. In Hasselt sind es weniger als 10% Fahrgäste als in Halle, in Templin etc. noch weniger. Außerdem hat man dort sicher eine andere Lobby und andere Interessen.

Würde solch ein Wahlprogramm hier einem Kandidaten zur OB-Wahl verhelfen? Schon der Ausgangspunkt, dass wir in Halle alles für die Autofahrer tun müssen ist schon ein anderer Ansatz. Ich denke, solche Dinge wie die Umweltzone sind eher ÖPNV-förderlich, wenn man sie clever umsetzt. Warum man sich in Halle dagegen dermaßen verwehrt, bleibt mir unklar. Sicher sind derartige Maßnahmen mit Kosten behaftet. Doch wenn ich weiterhin Ausnahmeregelungen erlasse und den PKV-Nutzern kostengünstige, zentrale Parkplätze anbiete, nehmen Fahrgastzahlen keineswegs zu.

Zitat von Student
Aber unsere Daggi ist doch eh ein Auto Fan [..] und kann mit der Havag eh nichts anfangen.


Das wird - im Übertragenen - wohl eher ein Hindernis für kostengünstigen ÖPNV in Halle sein.

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