Der schleichende Tod der S-Bahn in Halle

#1 von FTB , 19.01.2008 10:45

Im September 2002, einen Monat nach Einstellung der S-Bahn zwischen Nietleben und Dölau, lag in den S-Bahnen ein handgemachter Flyer aus, in dem ein Szenario skizziert wurde, was so hoffentlich nicht eintrifft.
Ich zitiere:"
1.Akt: Spielt anno 2002.
Die Strecke Dölau - Nietleben stirbt.
Bürgerprotest verhallt.
Der Stadtrat hat andere Sorgen
2.Akt: Wir schreiben das Jahr 2004 o. 2005
Es folgt der Abschnitt Trotha bis Zoo
Der letzte Zug rollt von Ha-Neu nach Schkopau
3.Akt: Wir befinden uns im Jahr 2006
Volksfest mit vielen honorigen Gästen anlässlich der Einweihung der Direktverbindung der Tram von Ha-Neu zum Hbf
4.Akt: Nur wenige Monate später.
Die S-Bahn leidet an akuter schwindsucht
zur Vermeidung laufend steigender Pflegekosten erfolgt (Ver)Abschied(b)ung aufs Abstellgleis"
Zitat Ende.
Einiges davon ist ja auch so eingetreten.
Der letzte Zug nach Schkopau fuhr 2007, die vorhergesagte Abwanderung von Fahrgästen auf die Straßenbahn fand auch statt.
Ob es noch weitere Amputationen geben wird, wird die Zukunft zeigen, ich fürchte da um das Stück nach Trotha. Mit dem Halbstundentakt ist die S-Bahn nicht wirklich voller geworden (vielleicht vom Schultourismus abgesehen).
Das Erfolgsmodell Straßenbahn (und das ist es in Halle unbestreitbar) hat der S-Bahn nachhaltig zugesetzt. Wirklich Potential hat die S-Bahn nur noch in den von mir immer wieder beschworenen Eckverbindungen und vielleicht irgendwann in einer Durchbindung zur S10 nach Leipzig.
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RE: Der schleichende Tod der S-Bahn in Halle

#2 von Der Ueberlaender , 19.01.2008 22:45

Hallo,

Angemerkt sei zur "Einstellung Schkopau 2007" folgendes:

Es gab doch zwischen HaNeu und Merseburg / Leuna zwei verschiedene Laufwege.
1. Halle Neustadt - Silberhöhe - Ammendorf - Schkopau - Merseburg - Großkorbetha (Apr. 1967 - Dez. 2002)
2. (Halle Nietleben -) HaNeu - Buna Werke - Merseburg (-Großkorbetha) (1969 - Dez. 2007)

Und zur S-Bahn seien noch folgende Erkenntnisse beigesteuert.

Die S-Bahn S7 (Halle-S-Bahn) fährt im Hauptbahnhof mit klassischer Signaltechnik. Die "Leipzig"-S-Bahn (S10) hängt hingegen schon am ESTW. Weil die beiden Stellwerksbauformen nun aber nicht zusammen passen, hat die S10 nur ihr Gleis 1 und Gleis 1a, aber nach Süden keine Verbindung zu den anderen Gleisen. Also kann derzeit (und solange, bis in Halle der Hbf auf ESTW umgebaut ist) keine S-Bahn von Neustadt nach Leipzig wechseln.
Ist dieser Fall irgendwann mal Realität, sind folgende Varianten im Spiel:
A) Einbindung des Trotha-Astes in die Strecke nach Halberstadt. Damit wären wir wieder, wo wir 1969 angefangen haben. Außerdem müsste der Bf. Halle-Trotha nochmals umgekrempelt werden und die Signaltechnik bis zur Steintorbrücke gleich mit - also sehr unwahrscheinlich. Oder
B) So sieht es der Landesnahverkehrsplan vor: Eine "Regio-S-Bahn-Linie Halle-Trotha - Halle Hbf - Halle Südstadt - Röblingen am See im 30 Min. Takt. Daher 15Min-Takt zwischen Hbf und Südstadt durch Überlagerung mit der Linie HaNeu - Leipzig. Wie zum Teufel die Landesplaner auf Röblingen am See als Endpunkt kommen ist mir recht unklar, Eisleben liegt doch nicht allzuweit weg davon. Und ob das überhaupt Sinn macht, darf sicherlich bezweifelt werden. Jedenfalls könnten die Röblinger dann endlich umsteigefrei in den Halleschen Zoo fahren...

Mein persönlicher Vorschlag wäre ja statt Röblingen als Endpunkt Merseburg, aber "hintenrum", also:
Halle-Trotha - Hbf - Südstadt - HaNeu (Richtungswechsel) - Strecke über Holleben - Buna nach Merseburg. In Angersdorf und Holleben müssten natürlich ein paar neue Zugangsstellen her und der Bus(paralell)verkehr müsste auch weg.

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RE: Der schleichende Tod der S-Bahn in Halle

#3 von truestepper , 20.01.2008 12:46

Erstmal zu der Geschichte mit der klassischen Signaltechnik:

Ähmm...ich glaub Du verwechselst da ne ganze Menge, oder die Literatur, die gerade in meiner Nähe steht (Bibo, VIW) ist falsch geschrieben worden.

Was hat denn die Stellwerksausführung damit zu tun, ob ich in irgendwelche Gleise oder Richtungen fahren kann oder nicht? Selbst wenn ein Gebiet mechanische Stellwerke hätte und ein Gebiet elektronische Stellwerke, so kann der Zug natürlich ungehindert zwischen den Systemen wechseln. Reden wir allerdings von ETCS in höheren Levels und Strecken, welche nur über LZB verfügen, dann würdest Du sicherlich recht haben. Beim ESTW besteht eher die Frage, wie die Software konfiguriert wurde, also ob zum Beispiel die erforderlichen Fahrstraßen abgespeichert sind.

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RE: Der schleichende Tod der S-Bahn in Halle

#4 von Der Ueberlaender , 20.01.2008 17:53

Hallo truestepper,
Natürlich ist es grundliegend möglich eine Verbindung zwischen mechanischer und ESTW-Technik herzustellen. Im Falle der Verbindung Gleis 1 und 2 (Stellwerksbereich Stw. Hp5) im Hbf. hat man jedoch auf Grund der Komplexität des Stw Hp5 (incl. aller Veränderungen im Laufe der Jahrzehnte) vorerst darauf verzichtet. Der Aufwand wäre zu groß gewesen, gerade im Hinblick auf den späteren Umbau des gesammten Hbf. auf ESTW, dann wird die Verbindung (wieder-)hergestellt.

Derzeit besteht meines Wissens nach gar keine Weichenverbindung mehr zwischen Gleis 1 und 2 südlich der Bahnsteige. Da kann also nicht mal eine Rangierfahrt rüber.
Soweit viele Grüße
Der Ueberlaender

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RE: Der schleichende Tod der S-Bahn in Halle

#5 von truestepper , 20.01.2008 20:45

Du wolltest also damit sagen, dass eine Weichenverbindung fehlt. Denn wenn die Verbindung vorhanden ist, dann lassen sich auch die signaltechnischen Abhängigkeiten herstellen, egal bei welcher Bauform.

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RE: Der schleichende Tod der S-Bahn in Halle

#6 von Martin , 01.02.2008 17:14

hallo,

die gleisverbindung wurde vor ein paar Jahren gekappt.
Die S-Bahnstrecke wird von Messe bis Hauptbahnhof von Hp4 aus gestellt, dort wurde extra ein GSII Pult neugebaut. Sind aber nur ein paar Blockabschnitte.

Grüße
Martin

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