Tunnelbahnhof Halle-Neustadt und Sozialrathaus

#1 von FTB , 19.09.2020 13:00

Die fünf Hochhaus-Scheiben in Halle-Neustadt sind für die einen städtebauliches Ärgernis, für andere sind sie die Wahrzeichen von Halle-Neustadt und architekturgeschichtlich bedeutsam.
Von den fünf Scheiben, bezeichnet von A bis E, von denen die erste (Scheibe E) 1971 fertig gestellt wurde, ist nur die Scheibe D noch in Betrieb und beherbergt vor allem das hallesche Jobcenter, was auch für eine gute Frequenz sorgt. Die anderen Scheiben stehen leer, aber seit einiger Zeit bewegt sich wieder etwas. In die Scheibe A (gleich gegenüber vom Einkaufszentrum) wird ab Sommer 2021 mit dem Sozialrathaus der größte hallesche Verwaltungsstandort einziehen. Die Scheiben B und C sollen Apartment-Wohnungen beherbergen und Scheibe D ist, wie schon geschrieben, das Jobcenter. Nur Scheibe E ist derzeit noch ohne vorgesehene Funktion.
Eine wichtige Frage ist die der Verkehrsanbindung. Wichtigste Verkehrsverbindung dürfte die Straßenbahn sein, mit der eine schnelle und dichte Verbindung in die hallesche Kernstadt vermittelt wird. Und dann haben wir noch die S-Bahn, die (fast) unsichtbar das Zentrum von Halle-Neustadt anbindet. Eigentlich ideal, sollte man denken.
Nur der S-Bahnhof in Halle-Neustadt ist vergraben, 1969 als einzige unterirdische Personenverkehrsanlage der DDR außerhalb Berlins entstanden In seiner Entstehungszeit diente er nicht nur der S-Bahn, sondern auch den sogenannten "Pälzerzügen" in die Chemiekombinate BUNA und LEUNA. Für die damalige Zeit fortschrittlich und vergleichbare Anlagen wurden damals auch im Westen gebaut. In den Bau des 24 m breiten Bahnsteigtunnels (12m breiter Streckentunnel) flossen Erfahrungen aus der Berliner U-Bahn ein.
Aber der Tunnelbahnhof ist "in die Jahre gekommen". Die Verkehrsbelastung früherer Zeiten weist der Tunnelbahnhof bei Weitem nicht mehr auf, die Bahnsteiglänge von ursprünglich 380 m langen Seitenbahnsteige wurden etwa 2010 auf 230 m eingekürzt und sind für die jetzt eingesetzten Elloks der BR 143 mit zwei angehängten Dostos immer noch viel zu lang.
Und jetzt komme ich wieder zum Anfang: Die Zugangssituation ist in heutiger Zeit sehr bescheiden. Die S-Bahnzüge halten derzeit optimiert für den Zugang zur Magistrale (mit der Straßenbahn), aber für den Zugang zur Passage (oder was davon übrig ist) und besagtem zukünftigem Sozialrathaus eher schlecht. Auch sollte die Treppe des ehemals mittleren Zugangs (heute der nördliche Zugang) gedreht werden, um die erforderlichen Gehstrecken an die Oberfläche zu verbessern. Ob mit der zu erwartenden größeren Fahrgastfrequenz der Tunnelbahnhof auch wieder eine besetzte Station werden sollte, darüber wäre nachzudenken. Da an der Oberfläche gleich in der Nähe eine Polizeistation ist, könnte hier über Synergien nachgedacht werden.
Nächstes Problem sind die Anschlüsse zum Stadtbusverkehr. Am Tunnelbahnhof (heute Hst. "Am Bruchsee") endet Linie 21 nach Halle-Dölau und für die wahrscheinlich (?) stärkste Stadtbus-Achse aus BL 34 und 36 ist es Zwischenstation. Derzeit sieht man an MF, gerade aus dem Tunnel wieder an die Oberfläche gekommen) sieht man nur die Rücklichter. Am Wochenende nur alle zwei Stunden, weil sich 20-Minuten-Takt (aus 2 x alle 40 min.) beim Bus und Halbstundentakt bei der S-Bahn nur schlecht miteinander verzahnen lassen :(
Ein eher für Nahverkehrsfreunde interessanter Effekt des Drehens der Treppe im Tunnelbahnhof bei gleichzeitiger weiterer Einkürzung der Bahnsteige wäre, dass das U-Bahn-Gefühl im Tunnelbahnhof gestärkt würde. Was unter Sicherheitsaspekten unter Umständen auch wieder problematisch wäre (aber lösbar, siehe das Problem Aufsicht). Zu DDR-Zeiten hatte es übrigens im Tunnelbahnhof eine 24 Stunden besetzte Aufsicht auf dem Bahnsteig gegeben. Graffiti-Schmierereien waren damals ein Fremdwort.
Erstmal genug geschrieben :)


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