Der gegenwärtige OB-Wahlkampf bringt es mit sich, dass das Thema einer innerstädtischen Erschließung durch eine wie auch immer geartete Citybuslinie wieder angesprochen wird.
Mit den Vorstellungen von Frau Schwarz, einer parteilosen Einzelkandidatin, kann ich so zwar nicht mitgehen. Aber zumindest sorgt sie dafür, dass das Thema wieder virulent wird:
Ich zitiere: "Ich könnte mir eine Belebung des Boulevards nur mit einer nicht gleisgebundenen Kleinbahn vorstellen, die vom Bahnhof mit verschiedenen Haltepunkten über den Boulevard und Markt bis beispielsweise zur Saline führt und vorzugsweise von der HAVAG betrieben wird."
So weit, so gut. Doch was versteht Frau Schwarz unter einer "nicht gleisgebundenen Kleinbahn"?
So eine Art Tuff-Tuff-Bahn, wie es sie auch in einigen mitteldeutschen Städten gibt? Ich glaube nicht, dass das der richtige Ansatz ist.
Wenn wir uns weiter in Europa umsehen, gibt es in mehreren Städten Citybuslinien, die die Feinerschließung in der Innenstadt übernehmen. Busgröße von Mini bis Midi. Aber da muss jede Stadt (vielleicht nach dem System "try and error") die richtige Busgröße finden. Was ja auch angesichts enger Straßen in Halle schon Grenzen setzt. Und sicher muss sich das alles auch erst einspielen und sollte nicht wegen mangelnder Auslastung bereits nach ein paar Wochen wieder aufgegeben werden. So ein System muss wachsen.
Von der Linienführung wäre auf jeden Fall der obere Boulevard ein gutes Ziel. Genau wie die Saline am anderen Ende, die mit Museum, Bädern und dem Wohnkaufhaus ein gewisses Fahrgastpotenzial generieren sollte. Und nach wie vor ist ja auch das Paulusviertel grottenschlecht erschlossen.
Für die kleinen "Handvoll Bus" würde sich hier auch ein Experimentierfeld für alternative Antriebe anbieten.
In der Fachzeitschrift "Stadtverkehr" waren in den letzten Jahren immer wieder Beiträge über Citybuslinien enthalten. Über erfolgreiche Linien, aber auch über solche, die schon nach kurzer Zeit wieder eingestellt wurden. Ursachen für Scheitern oder Erfolg lassen sich nicht immer eindeutig ausmachen. Oft genug ist das auch von politischem Willen abhängig.
Die ältere Generation oder auch Fahrgäste mit viel Einkaufstüten würden sich bestimmt über so ein Angebot freuen.
FTB