Im Anhang eine kurze Geschichte der Buslinie 37, die vor fünf Jahren eingestellt wurde.
Text und Fotos: Frank-Torsten Böger, 25.10.2011
Eigentlich wollte ich die Word-Datei ja anhängen, aber aus unerfindlichen Gründen ist das nicht erlaubt
Na gut, dann kopiere ich das hier rein.
FTB
27.Oktober 2011 - Halle seit 5 Jahren ohne Buslinie 37
Seit nunmehr 5 Jahren ist die Liniennummer 37 bei der Halleschen Verkehrs-AG, der HAVAG, nicht mehr um Busnetz vertreten. Linie 37, einst eine der wichtigsten Buslinien in Halle gibt es nicht mehr. Anlass, mal kurz über die Geschichte dieser interessanten Linie zu schreiben.
Als im Mai 1990 die beiden Städte Halle-Neustadt und Halle wieder vereinigt wurden, bestand auch die Aufgabe, die beiden Nahverkehrsnetze zusammen zu führen. Der Bus- und Straßenbahnverkehr in Halle wurde durch die VE Verkehrsbetriebe Halle durchgeführt. Den Omnibusverkehr in und um Halle-Neustadt besorgte der VEB Kraftverkehr Halle im VE Verkehrskombinat Halle. In Halle-Neustadt gab es in Wendetagen 7 Buslinien, bezeichnet als R, S, T, U, V, W und Z. Der Fahrzeugpark bestand ausschließlich aus Gelenkomnibussen des Typs Ikarus 280.02, von denen Ende 1989 etwa 50 Stück vorhanden waren.
Der erste Schritt zur Vereinigung der beiden Teile halleschen Nahverkehrs geschah zum 7.Januar 1991 mit der Schaffung einer neuen Buslinie 37, die auch Teil dieser kleinen Abhandlung ist. Damit fanden in Halle auch nach knapp 50 Jahren wieder Ziffern als Buslinienbezeichnung Verwendung. Neben der neuen Linie 37 entstanden auch neu die Buslinien 32 und 39. Einen Monat später, im Februar 1991, kamen auch noch die Linien 41 und 42 hinzu, die mit erweiterter Linienführung die ehemaligen Buslinien E und F der HAVAG sowie die Linien K-326 und K-342 des Kraftverkehrs ersetzten. Die Umzeichnung aller Buslinien der HAVAG zog sich etwa ein halbes Jahr lang hin, wurde nicht mit einem Schlag umgesetzt.
Die Linie 37 hatte anfangs folgende Linienführung:
Neustadt/Kraftverkehr – Eselsmühle – Schwimmhalle – Paul-Müller-Straße – Rennbahn – Thälmannplatz/Hauptbahnhof – Grenzstraße – Reideburger Str. – Fiete-Schulze-Straße und zurück über die gerade wieder in Delitzscher Straße zurück benannte Straße der DSF nach Neustadt.
Bemerkenswert vielleicht, dass der Riebeckplatz 1991 noch Thälmannplatz hieß.
Mit dieser neuen Linie 37 wurde eine schnelle West-Ost-Verbindung von Neustadt über die Hochstraße und Hauptbahnhof in das damalige Industriegebiet Ost geschaffen. Auch war ursprünglich daran gedacht, die Linie über den Moritzzwinger zu führen, was aber aufgrund der sich nach der Wende akut verstärkenden Stauerscheinungen wieder aufgegeben wurde.
Im ersten Jahr wurde nur im Berufsverkehr alle 10 Minuten gefahren. Das änderte sich ab 1992, als der Takt im Berufsverkehr auf 5 Minuten verdichtet wurde. Neu war auch der Einsatz der Linie 37 im Tagesverkehr alle halbe Stunde. Und neuerdings wurde sogar sonnabends im Halbstundentakt gefahren. Auf der anderen Seite gab es den ersten Einschnitt: Die Linie wurde in Neustadt vom Versorgungsgebiet zur Endstelle Fontanestraße zurückgezogen.
Wie immer: das Bessere ist der Feind des Guten und so begann auch der Stern der Linie 37 zu sinken.
Als im November 1999 das erste Teilstück der neuen Straßenbahn nach Neustadt eröffnet wurde, fuhr Linie 37 nur noch im 10-Minutentakt und wie zu Beginn auch nur im Berufsverkehr.
Größter Einschnitt war aber im Mai 2002, als die Linie bis zum Rennbahnkreuz zurückgezogen wurde mit Anschluss zur Straßenbahn. Der Parallelverkehr auf der Magistrale entfiel somit.
Mit der Eröffnung des letzten Teilstücks der Straßenbahnverbindung Neustadt – Hauptbahnhof zum 30.Oktober 2006 ist die „37“ dann endgültig überflüssig geworden. Die zuletzt nur noch im Berufsverkehr und nur noch alle Viertelstunde fahrende Linie verkehrte am Freitag, den 27.Oktober 2006 zum letzten Mal. Die letzte Fahrt, die von mehreren halleschen Nahverkehrsfreunden begleitet wurde, kam 18:05 Uhr am Rennbahnkreuz an. Damit ging nach 15 Jahren und 10 ½ Monaten ein Stück hallescher Nahverkehrsgeschichte zu Ende.
Zum Fahrzeugeinsatz:
Auf der „37“ waren von Beginn an nur Gelenkbusse eingesetzt. Solobusse verirrten sich nur gelegentlich auf die Strecke. Stellte anfangs noch nur der Kraftverkehr, der spätere OBS, die Busse, teilte man sich später mit der HAVAG darin ein. Als ab April 1993 erste gebrauchte Schlenkis aus dem Westen übernommen wurden, waren diese auch schnell auf Linie 37 zu sehen. Zuletzt hatten wieder Busse von OBS das Monopol auf dieser Linie, in den letzten Jahren vor allem „Hausstrecke“ der vier im Jahr 2001 aus dem westfälischen Münster übernommen Setra SG219SL-Gelenkbusse.
© für Text und Fotos: Frank-Torsten Böger, 25.10.2011
Und zum Schluss noch ein paar Fotos vom letzten Betriebstag der Linie 37 am 27.Oktober 2006:
(1) Auf dem ersten Bild ist gerade ein Setra-Schlenki in die Haltestelle Grenzstraße eingefahren.
(2) Auf dem Foto darunter fährt Linie 37 gerade aus dem alten Busbahnhof aus.
(3) Und auf dem unteren Bild fährt um 18:05 die letzte „37“ zurück
ins Depot in der Kaolinstraße.
Fotos: Frank-Torsten Böger