Tarifsystem bein VBH-Stadtbus

#1 von DerH6er , 22.02.2008 17:01

Ich war zu DDR-Zeiten als Schüler oft bei meinen Verwandten in Halle. Die hatten auch immer einen gültigen VBH-Fahrplan. Was mich stutzig machte: So einfach der Tarif bei der Strab (0,15 M oder ein Abschnitt der 8er Karte), so kompliziert wars beim Bus. Das gab es Linien (A, B, D und G sind mir in Errinnerung), die waren in Teilstrecken unterteilt und pro Teilstrecke galt der Strab-Tarif. Dann war da die (ich glaube) H Beesen - Döllnitz mit zwei Teilstrecken, die aber einen eigenen Tarif hatten. Und die Krönung: Linie E (Hallmarkt-Kröllwitz) und F (Hallmarkt-Nietleben). Die hatten ja fast einen Leistungstarif, jedenfalls gab es in den Fahrplänen immer eine Riesen-Tarifmatrix. Gibt es im Forum Insider, die mir die Hintergründe erklären können? Auch für andere Commz bezgl. Tarif Halle zu DDR-Zeiten bin ich dankbar.

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RE: Tarifsystem bein VBH-Stadtbus

#2 von Marko , 24.02.2008 01:08

Mal ein erster Erklärungsansatz:
Die Fahrpreise in der DDR durften per Gesetz nicht erhöht werden und waren ab einem Zeitpunkt (in der 1950er Jahren ?) dann fix. Somit wurden historisch entstandene Tarife weitergepflegt und nur in Ausnahmefällen vereinfacht und nach unten gesenkt, wenn z.B. Linien unterschiedlicher Tarife zusammengelegt wurden; bei neuen Betrieben (z.B. Stadtverkehr Halle-Neustadt) war man dann aber nicht zimperlich und verlangte den DDR-Höchstpreis von 30Pf pro Fahrt!
- Kombination Linie "C" (Steintor-Dautzsch) und "G" (Reideburg-Rann.Platz) zu neuen Linie "G" (später 27) Ende der 1980er - die "G" hatte als Nachfolgelinie stillgelegter Strab-strecken bereits den 15Pf-Tarif , aber mit einer Zahlgrenze am Thälmannpl/HBF !
- Mit dem Bau von Heide-Nord wurde dann die nach Leistungstarif betrieben Linie "E" (Kröllwitz-Dölau-Hallorenring) aufgetrennt und die neue "A" (Dölau-Heide) sowie "B" (Heide-H-Nord) erhielten als Vorgriff auf die dann doch nicht gebaute Straßenbahn den 15Pf-Tarif
- Die im Wesentlichen Stadteile bedienende Kraftverkehrslinie K-342 (Halle-Dieskau) hatte den Überlandtarif.

Vermutlich war das Hallesche Tarifsystem für Busse das Komplizierteste in der DDR - oder kennt jemand noch ähnlich verwirrende Systeme ?

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RE: Tarifsystem bein VBH-Stadtbus

#3 von DerH6er , 24.02.2008 09:45

Danke für die Erkärung. Klar gab es noch ein ähnliches, wenn nicht sogar noch komplizierteres Tarifsystem.
Und zwar beim Stadtbus Mühlhausen(Thür.). Der Betrieb ging aus einem stillgelegten Straßenbahnbetrieb hervor und überall dort, wo früher umgestiegen werden mußte (zw. Bus und Strab), man aber jetzt durchfahren konnte, gab es einen Preissprung von 10 Pf. Dazu kamen noch Zahlgrenzen (Aue, Ölgraben, Molkerei usw), wo es nochmal einen Zehner mehr kostete. Es gab also Preise von 20 Pf bis 60 Pf. Im Fahrplan war dann auch für jede Linie eine Tarifmatrix enthalten. Und trotz dieses Tarifs gab man zum 01.01.1985 den Zustieg beim Fahrer (der heutzutags bei Busbetrieben ein Comeback zu erleben scheint) auf und führte das Entwertersystem ein.
Wenn man die Stadtgröße betrachtet, hatte MHL m.E. den teuersten städtischen Nahverkehr der DDR.

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RE: Tarifsystem bein VBH-Stadtbus

#4 von DerH6er , 11.03.2008 23:39

Und es gab sogar Stadt- (Orts-) Verkehre, die nach Überlandsystem betrieben wurden. Nach einem mir vorligenden Fahrplan des Kraftverkehrskombinates KalleMalle (Chemnitz) waren das u.a. Johanngeorgenstadt, Lößnitz bei Aue, Crimmitschau, Werdau und das Dorf Breitenbrunn (Erzgeb.). Diese Ortslinien waren in das Überlandsystem des KVK Karl-Marx-Stadt integriert und wurden auch nach Leistungstarif betrieben. Zumindest die Johanngeorgenstädter und Breitenbrunner Linien gibts heute noch.

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